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Keine A49: Kampf um den Dannenröder Wald

Konfrontation im Danni

Keine A49: Kampf um den Dannenröder Wald

Hintergrund

A49 – seit Jahrzehnten geplant und umstritten ist der Weiterbau der 42,5km langen Strecke der Bundesautobahn von Neuental nach Süden, um Kassel und Gießen auf direktem Weg zu verbinden.
In den vergangenen mehr als 40 Jahren gab es die unterschiedlichsten Varianten und Vorschläge für den Trassenverlauf. Zwischenzeitlich kam das Projekt in Abschnitten sogar ganz zum Erliegen. Ab den 2000 Jahren jedoch rückte es wieder in den Fokus. Die Trassenführung ändert sich erneut. Der Planfeststellungsbeschluss für den VKE40 von Stadtallendorf durch den Herrenwald und den Danneröder Wald durch ein FFH- und ein Trinkwasserschutzgebiet, das bis zu 500000 Menschen mit Wasser versorgt, bis zum Anschluss an die A5 bei Gemünden/Homberg-Ohm wurde 2012 verabschiedet. Zu dem Zeitpunkt glaubte niemand so recht an einen Weiterbau, da die Finanzierung nicht gesichert war. Das änderte sich, als bekannt wurde, dass der Bau der beiden letzten Abschnitte als ÖPP-Projekt (öffentlich-privates Projekt) mit Geldern von Unternehmen finanziert werden sollten. Im Koalitionsvertrag zwischen hessicher CDU und hessischem Bündnis 90/Die Grünen wurde die Fertigstellung der A49 im Jahr 2018 vertraglich festgehalten. Die DEGES wurde Projektmanagementgesellschaft. Im Juli 2020 erteilte die DEGES der STRABAG Infrastrukturprojekt GmbH den Zuschlag für Planung, Bau, Betrieb und Erhaltung sowie die anteilige Finanzierung des ÖPP-Projekts A49.

Bewegung, Besetzung, Widerstand

Mit der nicht fachgerechten Umsetzung einer Ausgleichsmaßnahme, die 2019 in der Gemarkung Homberg Ohm durchgeführt wurde, wurde die Aufmerksamkeit bezüglich des Weiterbaus der A49 in der Öffentlichkeit erneut geweckt. Dies ist einzelnen aufmerksamen Naturbewahrer:innen zu verdanken.
Es folgten im Sommer 2019 erste (Traktor-)Demonstrationen in Lehrbach und im Hintergrund eine beeindruckende und stetig wachsende Vernetzung unterschiedlichster Vereine und Initiativen (Aktionsbündnis „Keine A49“), die sich gegen den Weiterbau der A49 von Kassel auf die A5 bei Gemünden/Homberg einsetzen. Die Öffentlichkeit wurde aufmerksam auf den nun wider aller Erwarten geplanten Beginn des Baus der A49 im VKE40. Ab Oktober 2019 sollten im Dannenröder Wald, einem einmaligen alten Mischwald mit bis zu 250 Jahre alten Buchen und Eichen, Fällungen für die A49 beginnen.
 
In der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober 2019 wurde die erste Plattform wie von Geisterhand hoch in den Wipfeln des Dannenröder Waldes von Umweltaktivist:innen medienwirksam errichtet. Am Sportplatz in Dannenrod, direkt am Waldrand, wurde eine dauerhafte Mahnwache eingerichtet. Mitte Oktober 2019 verkündete die DEGES, die Rodungen bis zur fachgerechten Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen auszusetzen.
 
Fortan kamen immer mehr junge Umweltaktivist:innen in den „Danni“, und schon bald konnte dort die erste Baumhaussiedlung bewundert werden. Die Unterstützung sowohl aus der Bevölkerung als auch von jungen Menschen, die nicht nur aus ganz Deutschland anreisten, um gegen Planungsdinosaurier, irrsinnige Umweltzerstörung in Zeiten des Klimawandels und für eine Verkehrswende zu kämpfen, wuchs. Trotz der Corona-Pandemie ging der Widerstand weiter – friedlich mit sonntäglichen Waldspaziergängen zu den Baumhäusern. Dabei stieg die Zahl der Teilnehmer:innen zunehmend; zu einigen Aktionen und Demonstrationen kamen mehrere tausend Menschen.
 
Als am 23. Juni 2020 das BVerwG die Klage des BUND, die sich auf den Verstoß gegen die europäische Wasserrahmenrichtline bezog abwies, wuchs der Widerstand im Dannenröder Wald erneut. Entlang der geplanten Autobahntrasse entstanden weitere Baumhausdörfer und unzählige Barrikaden wurden auf den Waldwegen errichtet um eine Räumung zu verlangsamen.
 

Räumung und Situation heute

Im Oktober 2020 begann schließlich die Räumung der Waldbesetzung. Zunächst wurden die wenigen Strukturen im Maulbacher Wald und Herren(los)wald geräumt. Anfang Dezember 2020 wurde die Räumung im Dannenröder Wald fortgesetzt. Ein riesiges Polizeiaufgebot stand einer vergleichsweise kleinen Anzahl von Umweltaktivist:innen gegenüber. Menschen, die sich für den Erhalt unserer Umwelt einsetzten, wurden teilweise brutalst geräumt, wunderschönen Baumhäuser wurden zerstört, die Bäume entlang der Trasse gnadenlos gefällt und gerodet.
 
Die Geschehnisse im Dannenröder Wald wirken noch lange nach – und das nicht nur bei den Menschen, die dort waren, um das Wahnsinnsprojekt A49 in Zeiten des Klimawandels zu verhindern. Für viele ist der Danni längst zu einem Symbol für eine verschleppte Mobilitätswende und die allgemeine Handlungsunfähigkeit unserer Regierung im Kampf gegen die Klimakrise geworden.
 
In Dannenrod sind heute permanent Klimaaktivist:innen allter Altersklassen vor Ort. Nach einer kurzen Erholungspause finden mittlerweile auch wieder die freitäglichen „Bürger-Demos“ in Homberg und Umgebung statt. Im April 2021 ist ein Klima-Camp mit zahlreichen Workshops und Vorträgen im Protest-Camp am Danni geplant.
 
Der Widerstand gegen die A49 lebt und wird nicht aufhören, so lange sie nicht gebaut ist.

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